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Texte des Literaturkurses
Tisch (von Léonie)
Es ist Abend. Ich sitze an meinem Schreibtisch und mache Hausaufgaben. Ich denke an den morgigen Tag und kann mich nicht mehr auf das Lernen konzentrieren. Meine Mutter ruft mich und sagt mir, ich solle doch bitte hochkommen und den Esstisch decken. Um sie nicht zu verärgern, beeile ich mich. Ich renne hoch. Oben angekommen schlage ich mir erst mal meinen Zeh am Tischbein an. Womit habe ich das verdient? Ich wollte einmal hilfsbereit sein und schon wischt mir das Leben eins aus. „Du, Scheißtisch!“ fluche ich
und hüpfe auf einem Bein, während ich meinen Fuß in der Hand habe, weil dieser so weh tut. „Immer tue ich mir weh wegen dir. Zu was bist du eigentlich gut? Man kann auf dir etwas essen. Aber mehr Positives fällt mir auch nicht ein. Deinetwegen gibt es doch eigentlich immer nur Streit. Man trennt sich, man diskutiert über Familienthemen oder man unterhält sich einfach nur. Doch meistens endet es im Streit. Und du? Du bist mitten im Geschehen. Egal, ob in der Schule, Zuhause oder auf der Arbeit. Du bist langweilig und zwingst uns unsere Zeit, während wir an dir sitzen, zu verschwenden. In der Schule gibt es Streit, weil es den Lehrern oft nicht passt, wie die Tische stehen. Dann wird wieder Zeit verschwendet, um diese blöden Tische richtig zu rücken. Du bist nicht einmal gemütlich. Am liebsten würde ich meinen Kopf in der Schule für ein paar Sekunden auf den Tisch legen. Aber dann merke ich, wie ungemütlich du bist und ärgere mich wieder. Klar, man kann zwar Sachen auf dir abstellen, aber ich finde, es reicht aus, dass es hierfür auch Kommoden, Schränke oder ähnliche Möbel gibt. An so einem blöden Tisch wird man meistens dazu gezwungen produktiv zu sein und etwas zu arbeiten. Wer hat dich überhaupt erfunden? Gäbe es dich nicht, könnte man so viel Streit und zusätzliche Arbeit vermeiden. Denn wer mag schon im Stehen streiten oder arbeiten? Man hätte weniger Möglichkeiten, sich irgendwo heranzusetzen und somit doch auch weniger Lust zu arbeiten oder eine Diskussion anzufangen. Oder etwa nicht?“
„Ich esse heute nicht, weil ich keine Lust auf Streit habe“, sage ich zu meiner Mutter, stelle die Teller, die ich erst vor ein paar Sekunden geholt habe, wieder in den Schrank zurück und gehe runter in mein Zimmer.