Texte des Literaturkurses

Man denkt bei diesem Titelbeginn vielleicht an Eichendorffs Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Als „Taugenichts“ betrachten wir oft alltägliche Gegenstände. Das soll sich ändern! Der Literaturkurs hat nachdenkliche, humorvolle, ernste, lustige Texte zu verschiedenen Gegenständen geschrieben: Lampe, Tisch, Waschmaschine, Mäppchen, Haargummi, Lenkrad, Auto, Blumenvase, Haarbürste, Hose, Apfel, „Sonnensystem“, Waschbecken, Grabstein. Die genannten Begriffe wurden im Unterricht spontan genannt und per Losverfahren an die Schreiberinnen und Schreiber verteilt. Dies sind die Texte, die aus den „Reizwörtern“ entstanden sind …

 

Blumenvase (von Valeria)

Füllt er in mich Wasser ein,

ja, dann lass ich dich nicht gehen.

Ich weiß, dass er weiter vergessen wird, das Wasser zu wechseln,

doch ich werde da sein und dich schützen.

Ich werde mein Bestes für dich geben und dich auffangen, aufpassen, dass es dir gut geht.

Wir beide wissen nicht, warum die Leute dich damals hierher zu ihm gelassen haben,

wenn doch auch sie irgendwo gewusst haben müssen, er würde es vergessen:

das Wasserwechseln, um dich zu erhalten, das Aufpassen, Aufpassen darauf; dass du bleibst und ich nicht mehr so ganz alleine bin.

Ich will ehrlich zu dir sein,

von solch Dunkelroten wie dir, gab es schon einige hier,

doch sie alle sind gegangen, haben mich zurückgelassen.

Auch Weiße und Rosafarbene waren zu Besuch, manchmal mit so großen Dornen,

dass ich einen solchen Schmerz verspürte, dass ich dachte, ich würde zerspringen,

und ich letzten Endes doch sehr froh war, als dieser Schmerz vorüber war.

Vielleicht bin ich auch einfach nicht mehr gewohnt, den Schmerz von Dornen zu verspüren,

vielleicht wusste ich Besuche wie diese nicht zu schätzen,

vielleicht weiß ich eben nicht, wie ich aufpassen soll, dass du bleibst.

Du bist anders.Du bist etwas Besonderes: 

Deine Dornen kratzen nicht an meinem Glas, und wenn es mal kurz schmerzt, dann lohnt es sich für dich,denn du bringst das Beste von mir zur Geltung.

Ja, irgendwie harmonieren wir.

Und gerade deshalb will ich doch so sehr, dass er endlich etwas ändert, dein Wasser wechselt und uns pflegt.

Nicht nur dich, sondern auch mich.

Denn auch mir fügt er mir ständig Leid zu, wenn er den Staub auf mir sitzen lässt und mich in seinem Schrank vergisst.

Nie denkt er daran, ich würde mich einsam fühlen; sieht mich stets nur als Mittel zum Zweck.

Ich will doch auch einander haben, an guten sowie an schlechten Tagen!

Und irgendwo zerreißt es mich, weil ich schon so lange keine traf wie dich, und du bald wieder fort bist. Mich stellt er dann wieder in seinen kaputten Schrank, neben all dem alten Geschirr seiner Ex-Frau und ich, ich werde warten.

Ich werde warten und mich an dich erinnern, wie ich gehofft habe, er würde doch etwas ändern, uns beide pflegen, uns mit Wasser befüllen.

Und dann, tief in meiner Trauer, wird er den Schrank wieder öffnen, 

mich herausholen, auf seinen Esstisch stellen, und die nächste Rote zu Besuch schicken, aber du, du wirst weg sein.

 

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